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This I believe – #1 Das Kreuz

Auf meiner Odyssee der Bestandsaufnahme, warum ich Christin bin und was ich glaube, stosse ich als Erstes auf das Kreuz. Ein zentraler Punkt des Christentums. Sein Symbol schlechthin.

Was ist das Kreuz?

Das Kreuz ist in unseren Breitengraden ein Symbol des Todes. Das Holzkreuz mit den goldenen Buchstaben, das ich auf dem Friedhof betrachte. Es jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken, weil es mich mit meiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert.

Vor zweitausend Jahren war das Kreuz ein römisches Werkzeug, um Gesetzlose hinzurichten. Jesus Christus wurde an diesen Holzpfählen zu Tode gefoltert.

Von Jesus Christus kann man sagen, dass er ein Gutmensch war, ein Rabbi, ein Prophet. Ich glaube, er ist der Sohn des allmächtigen Gottes. Jesus kam auf die Erde, um uns zu zeigen, wer Gott ist. Er war ganz Mensch und ganz Gott.

So lebte er und so starb er. An diesem Kreuz.

Ist das Kreuz heute noch relevant?

Ich glaube: Ja!

Einen Grundsatz dazu finde ich in der Bibel im Johannesevangelium in Kapitel 3, Vers 16. Da steht nämlich: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ (Neue Genfer Übersetzung)

Liebe ist hier im Spiel. Gott liebt uns. Wir sind ein Gedanke Gottes. Nach seinem Vorbild erschaffen.

Da ist die leere Stelle in meinem Herzen, diese Sehnsucht, die ich nicht benennen kann. Das Gegenstück zu dieser Sehnsucht, ist die Liebe von Gott, die über der Erde dräut und sich danach ausstreckt, der Leere in mir zu begegnen. Am Kreuz trifft sich die Sehnsucht Gottes mit meiner eigenen.

Einen zweiter, sehr ähnlicher Grundsatz zeigt sich im Matthäusevangelium, wenn Jesus sagt: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen.“ (NGÜ)

„Kommt alle!“ Das ist eine Einladung. Für alle.

An Ostern wird das Kreuz oft auf einem Hügel dargestellt. Aber wenn ich die Augen schliesse, sehe ich das Kreuz auf ebener Erde. Es ist für jede und jeden zugänglich. Um zum Kreuz zu gelangen muss man nicht auf einen Hügel der Leistung raufkraxeln. Jede und jeder ist eingeladen und darf kommen, wie er ist. Egal, welche Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder sexuelle Orientierung. Das Kreuz ist garantiert rollstuhlgängig.

Diese zwei Komponente, die Liebe und die Einladung, sind Kräfte, die stark genug sind, dass sie durch Raum und Zeit bis heute widerhallen. „Ich liebe dich! Komm zu mir!“

Gott streckt seine Hand aus. Immer noch. Durch das Kreuz wird das Unerreichbare greifbar. Das Unmögliche möglich.

Und die simpelste Antwort auf diese Einladung ist, diese Hand zu ergreifen.

Was bedeutet das für mich?

Am Kreuz findet ein Tauschgeschäft statt. Was bringe ich? Grosse Taschen voll mit Schamgefühlen und Versagen. Alles, was ich nicht gebacken kriege. Alles, was ich verstecke und woran ich beinahe ersticke. Alles, was mir eine Höllenangst einjagt. Alles, was ich nicht ertragen kann. Alles, woran ich zerbrochen bin. Alles, was auf meinen Schultern lastet, in meinem Nacken sitzt und mich zu Boden drückt. Mein verletztes Herz. Die Dunkelheit und Dämonen, die mich quälen. Dort beim Kreuz lege ich es ab.

Was erhalte ich dafür? Ein Geschenk: Ein neues, ewiges Leben.

Und die Hand Gottes führt mich auf den Weg, wo ich am Wegesrand die schönsten Blumen finde: Trost, Ruhe, inneren Frieden, Vergebung, Heilung von Verletzungen, Freiheit, Freude, Hoffnung auf eine Zukunft.

So kann das Kreuz der Dreh- und Angelpunkt meiner Geschichte werden.

Ich habe es selbst erlebt, diese Erlösung und die Erleichterung von einer Last befreit zu werden. Bis heute entdecke ich immer wieder, dass ich kein besserer Mensch bin, dass ich keine Leistung erbringen muss, dass ich mir das nicht verdienen kann. Es ist ein unverdientes Geschenk. Ich muss ich nicht abrackern, um zu Gott zu kommen. Gott kommt zu mir.

Am Kreuz darf ich versagen, ich darf mich fallen lassen, und wieder von vorne beginnen.

Und so wird aus dem Symbol des Todes, ein Symbol des Lebens im Überfluss.

Das ist mein Statement. Dafür schäme ich mich nicht. Das glaube ich.

Photo by Aaron Burden on Unsplash

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