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Fernweh

Es singt in meinem Blut das Fernweh. Die Sehnsucht von zu Hause aufzubrechen, die Tür zu schliessen, den Alltag hinter mir zu lassen und neue Gefilde zu erobern.

Es liegt schon seit Geburt in meinem Blut. Meine Eltern waren in New York und Lesotho, als das Reisen noch gar nicht so populär war. Und meine Tante ist als Pflegefachfrau um die Welt gejettet, als der Beruf noch Krankenschwester hiess. Ich hab diese Sehnsucht nach der Ferne also nicht gestohlen.

23 Länder habe ich besucht und auch einige Grossstädte und manchmal starre ich die Weltkarte an, studiere fremde Flaggen und denke: „Da möchte ich hin.“

Als Mutter hat man nicht mehr die Möglichkeit schnell ins Flugzeug zu steigen und London, Paris oder Rom zu besuchen. Weltstädte, die ich leider noch nicht gesehen habe.

Zwar liessen wir es uns im Sommer 2015 nicht nehmen und sind mitsamt unserer damals anderthalbjährigen Tochter und der ganzen Schwiegerfamilie auf die andere Seite der Welt gereist – nach Hawaii. Aber der Sog zieht und bohrt bereits nach kurzer Zeit wieder.

Wenn ich höre, dass mir Leute erzählen: „Ich gehe nach Kroatien.“ Oder: „Ich fliege nach Australien.“, dann nagt sie schon leise – die Eifersucht. Ich hege keine missgünstigen Gedanken und höre mir auch wahnsinnig gerne Reiseberichte an. Aber manchmal ziehe ich heimlich einen Flunsch und äussere den Wunsch: „Ichwillauch!“

Der nächste Gedanke war: „Gut! Dann bleib mal nicht im untätigen Selbstmitleid sitzen und mach was dagegen. Das schönste Land der Welt liegt quasi vor deiner Haustür.“

Gutes Wetter haben wir abgewartet und einen Sonntag und dann sind wir losgedüst. Mein Mann, unsere Tochter, das Baby im Bauch und ich. Und was wir fanden, war diese Perle. Silvaplana im Oberengadin. Was für ein perfekter Tag! Und obwohl es abgedroschen klingt: Das Gute liegt oft in der Nähe verborgen.

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